Wallis-Weekend

Samstag, 27. Juni

Eine kleine motivierte Gruppe Natrixler*innen traf sich frühmorgens in Zürich, um anschliessend quer durch die ganze Schweiz ins Wallis zu reisen. Dort trafen wir unsere Freunde von der Groupe des Jeunes de Nos Oiseaux aus der Welschschweiz und die Bebbi Babbler aus Basel, um gemeinsam ein grosses Jungorniwochenende zu erleben. Ganz so gross wie im Vorjahr am Bodensee wurde es wegen der Coronarestriktionen leider nicht, aber auch in begrenzter Zahl haben wir ein sehr tolles Wochenende erlebt.

Nach einer 4.5-stündigen Anreise nahmen wir in Les Rousses unser Chalet in Beschlag. Nachdem wir unser Gepäck deponiert hatten, wanderten wir sogleich den Berg hoch. Es war sehr heiss, und wir waren froh um die Schatten spendenden Bäume. Schon im lichten Bergwald konnten wir Kuckuck, Klappergrasmücke, Berglaubsänger und Zitronenzeisig beobachten.

Im lichten Bergwald fühlen sich Arten wie der Zitronenzeisig besonders wohl.
Foto: Merlin Hochreutener

Plötzlich tauchte ein grosser Schatten auf, und ein Steinadler überflog uns auf kurze Distanz. Etwas später an der Waldgrenze liessen plötzlich die Murmeltiere Warnpfiffe aus. Ein Blick an den Himmel offenbarte, weshalb. In grosser Höhe war ein Bartgeier am Kreisen. Vor dem müssten sich die Murmeltiere zwar nicht fürchten, wies ausschaut, können sie aber nicht zwischen Steinadler und Bartgeier unterscheiden. 

Etwas später konnten wir noch einen zweiten Bartgeier beobachten. Für kurze Aufruhr sorgte der Anruf zweier Basler Spätankömmlinge. Weiter unten in der Nähe der Unterkunft entdeckten sie zwei Mönchsgeier. Wir suchten sofort den Himmel ab, fanden aber nichts ausser einigen rüttelnden Turmfalken. Vermutlich konnten wir sie von unserem Standort aus gar nicht sehen. So war die Sichtung dieser Rarität leider nicht allen vergönnt.

Wir erfreuten uns aber dafür an anderen tollen Beobachtungen. Wir beobachteten einen grösseren Trupp Alpendohlen, aus dem plötzlich verdächtige Rufe ertönten. Es musste mindestens eine Alpenkrähe darunter haben. Bei den um die 100 wirr umherfliegenden Alpendohlen war die Suche aber schwierig. Dass sie vor dem hellen Himmel flogen, machte die Sache auch nicht einfacher. Etwas später, als sich der Trupp ein bisschen aufteilte, konnten wir die Alpenkrähen aber schliesslich noch finden. Es waren insgesamt 6 Individuen.

Für jeden Vogelbeobachter ein Leckerbissen unter all den Alpendohlen!
Foto: Merlin Hochreutener

Nebst diesem ornithologischen Highlight erfreuten uns auch viele Pflanzen und Schmetterlinge. Um die 20 verschiedene Schmetterlingsarten konnten Stefan und Co. von den Bebbi Babblern identifizieren.

Weiter oben machten wir Mittagspause. Die ganz motivierten stiegen von diesem Ort aus nochmals 150 Höhenmeter weiter nach oben, in der Hoffnung auf ein Alpenschneehuhn. Dies wäre allerdings nicht nötig gewesen. Unweit des Mittagsrastplatzes entdeckten Stefan und Merlin eine nämlich eine Alpenschneehuhnhenne mit 6 noch winzigen Küken. Aus sicherer Distanz konnten wir diesen süssen Anblick geniessen. Wer entdeckt auf dem Suchbild die ganze zwischen den Steinen gut getarnte Alpenschneehuhnfamilie? 😉

Die Henne behält ihre Küken sowie die Umgebung stets wachsam im Auge!
Foto: Merlin Hochreutener

Nach dieser fantastischen Beobachtung wanderten wir zurück zum Chalet. Wir konnten nochmals einen Steinadler, Kuckuck und Zitronenzeisig beobachten. Beim Chalet gab es dann Fondue zum Znacht. Gemütlich konnten wir dieses bei schön warmen Temperaturen im Freien geniessen. Anschliessend konnten alle, die wollten, noch ihre Bilder auf Grossleinwand präsentieren. Viele tolle Bilder und Videos kamen zusammen.

Danach gab es noch Dessert. Nicht weniger als vier grosse Bleche Aprikosenwähe mit feinen süssen Walliser-Aprikosen hat Célestins Mutter für uns gebacken. Vielen Dank! Danach gingen wir alle zufrieden ins Bett.

Text: Merlin Hochreutener

Sonntag, 28. Juni

Um vier Uhr morgens hiess es Aufwachen. Nach einem feinen Zmorgen fuhren wir gestärkt zum Lac de Zeuzier. Von dort aus wanderten wir weiter. Auf dem Weg entdeckten wir eine singende Zippammer, mehrere Zitronenzeisig und viele andere Vogelarten. Auch eine fotogene Feldlerche und ein Braunkehlchen zeigten sich. Als wir bei unserem Mittagsplatz angekommen waren, machten wir einen Moment Pause und assen unser Z’mittag. Danach teilten wir uns auf, die einen gingen weiter runter, um bei einer Felswand nach Mauerläufern zu suchen, die Sportlichen wanderten auf den Berg nebenan, um Schneesperlinge und andere alpine Vögel zu beobachten. Und die Faulen (-; blieben vor Ort und fotografierten Steinschmätzer und Murmelis, suchten die Umgebung nach Greifvögeln und Alpenkrähen ab oder machten einfach ein «Mittagspfüseli».

Bei den Murmeltieren ging es in der Mittagspause weniger friedlich zu und her.
Foto: Merlin Hochreutener

Das Highlight waren ungefähr 6 Alpenkrähen, die sich am Berghang schön beobachten liessen. Nicht immer war es einfach, sie unter den vielen Alpendohlen zu identifizieren. Es handelte sich um eine Familie mit Jungtieren, die noch gefüttert wurden. Es wurden auch Bartgeier, Wespenbussarde und Schneesperlinge beobachtet und schöne Fotos von Steinschmätzern geschossen.

Ein äusserst fotogenes Steinschmätzerweibchen.
Foto: Marc
Ein grosses Dankeschön geht an Célestin von der Groupe des Jeunes Valais für die perfekte Organisation!
Foto: Merlin Hochreutener