Gurnigel-Weekend 12./13.10.

Samstag, 12.10.2019:

Der Gurnigel ist ein Ort, der wie ein Magnet für Zugvögel wirkt. Diese suchen nämlich stets die tiefsten Pässe, um die Alpen zu überqueren. Deshalb war es unsere Destination für dieses Wochenende. Die Reise dorthin verlief bis auf die Busfahrt gut, denn der Bus hatte von der Temperatur her die Ähnlichkeit einer Sauna. Diese Kurven, die wir aushalten mussten und die Hitze, die ich beschrieben hatte, erhöhten das Risiko von Verdauungsverlusten, die durchaus bei Leuten mit einem schwachen Reisemagen auftreten könnten. Doch es wurde zum Glück niemandem grün vor den Augen.
Angekommen beim Gurnigel begaben wir uns zu dem übersichtlichsten Beobachtungspunkten für Zugvögel.

Mit viel Spannung, Hoffnung und Spass zählten und bestimmten wir die Vogelarten, die sich am Nachmittag über den tief gelegenen Pass krampften. Die besten Arten, die unser Herz höher schlagen liessen, waren: die Kornweihe und die zwei Merline. Leider bekam ausgerechnet Merlin keinen der Merline zu Gesicht… Hust hust 😉

Merline ‘schiessen’ meist in einem unglaublichen Tempo tief über den Pass hinweg, sodass sie oft übersehen werden…
Foto: Elias

Doch die Vielfalt von Buch- und Bergfinken, Erlenzeisigen und Sperbern, die wir erblickten, liess uns immer wieder von Neuem erstaunen.

In den grossen Buchfinkenschwärmen waren oft einzelne Bergfinken auszumachen. Da muss man seine Kamera beherrschen, um diese kleinen Singvögel im Flug scharf ablichten zu können. Chapeau!
Foto: Elias
Abendstimmung auf dem Gurnigel
Foto: Elias

Während der Dämmerung liefen wir des motivierten Schrittes in den nahe gelegenen Wald, um den misstrauisch reinblickenden Sperlingskauz beim Singen zuzuhören oder ihn sogar zu finden.
Das Glück stand mit dem Hören vom Spauz auf unserer Seite, aber nicht mit dem Haselhuhn, auf das man auch noch Chancen haben könnte.
Um 23 Uhr waren alle mit einem Strahlen auf dem Gesicht in unserer Unterkunft Berghaus Gurnigel eingeschlafen.

Bericht: Moritz

Sonntag, 13.10.2019:

Um ca. 6:45 Uhr standen wir vorne bei der Bushaltestelle, es war noch sehr dunkel. Von dort teilten wir uns auf: Die eine Gruppe suchte noch einmal das Haselhuhn (zwei Personen sahen wahrscheinlich eins), und die andere Gruppe begannen mit Zugvögeln beobachten / hören. Ein schöner Sonnenaufgang brachte uns das erste Licht. Noch im Halbdunklen hörten wir Sing- und Rotdrosseln, Heckenbraunellen, Bachstelzen, Buch- und Bergfinken und noch vieles mehr. Sobald es hell wurde, sahen wir die Zugvögel. Auf einer Wiese, ein Stück von uns entfernt sahen wir noch 2 Birkhühner. Ein paar suchten noch mehr Hühner, und sogar erfolgreich: Sie fanden 6 Birkhähne und 1 Birkhenne.

Der hübsche Birkhahn, der sich wunderbar auf dieser Baumspitze präsentierte😍
Foto: Samuel Betschart

2 Heidenlerchen, 93 Feldlerchen, 75 Sperber, viele Wiesen-und Bergpieper und verschiedene Meisen, 43 Grün-, 95 Berg-, 107 Distel- und 17‘630 Buchfinken, 1 Rohrammer, 3‘075 Stare, 14 Kernbeisser, 3 Wacholder-, 70 Sing-, 51 Rot- und 844 Misteldrosseln, 7 Rohrweihen und 296 Eichelhäher flogen über den Parkplatz. Einige der Sperber waren sehr fotogen.

Aber auch die Sperber (hier ein Männchen) sind in ihrem Tempo nicht immer leicht festzuhalten. Topshot!
Foto: Elias

Speziell waren die 6 Mauerläufer, die meist einzeln über den Pass zogen (!). Neben den vielen Vögel gab es leider auch sehr viele Autos, was sehr bedenklich ist. Gut sind wir Natrixler/innen meistens mit dem ÖV unterwegs. Es war sehr heiss und mit der Zeit auch ein bisschen anstrengend. Deswegen gingen wir schon früher auf das Postauto. Wir verabschiedeten uns von der schönen Aussicht und machten uns auf den Weg nach Bern. Dort war nämlich ein Gelbbrauen-Laubsänger gemeldet, den wir twitchen wollen. Mit dem Bus und Tram fanden wir den Ort. Nach ca. 20min suchen, hörten wir den Gelbbrauen-Laubsänger bereits!

Der Gast aus Sibirien, den wir auf dem Heimweg getwitcht hatten😉
Foto: Elias

Später zeigte er sich noch wunderschön auf einem Baum. Alle Fotografen /-innen unter uns konnten noch ein schönens Bild machen. Danach machten wir uns auf den Weg in Richtung Bahnhof Bern. Wir schafften es sogar genau nach Zeitplan auf den Zug mit für uns reservierten Sitzplätzen nach Zürich – brauchbar nach so einem tollen Birding-Wochenende. 😊

Bericht: Béla