Rheindeltaweekend

Erster Tag – Samstag, 15. September 2018

Am Samstagmorgen fuhren wir bester Laune Richtung Ostschweiz. Die beiden bevorstehenden Tage im Rheindelta liessen uns auf den einen oder anderen Leckerbissen hoffen und es wurde gross spekuliert, welche neuen Arten wir wohl sehen würden. In Bregenz holten wir unsere Mietvelos ab und fuhren Richtung Jugi. Unterwegs machten wir einen ersten Halt an der Bregenzerachmündung. Dort hatte es sehr gute Schlickflächen und und unter den zahlreichen Limikolen konnten wir neben 6 Zwerg- und einem Temminckstrandläufer zwei sitzende Raubseeschwalbe entdecken! Als dann auch noch ein Fischadler vorbeiflog, war das Häckchen-Setzen bereits in vollem Gange. Ein Kleinspecht stattete uns ebenfalls einen kurzen Besuch ab.

In der Jugendherberge deponierten wir rasch unser Gepäck, um möglichst schnell wieder beobachten zu können. Mit den Velos fuhren wir auf dem rechten Damm nach vorne. Unterwegs sahen wir 8 Moorenten in den Schleienlöchern.

Natrixinvasion auf dem Rechten Damm! Olé!
Foto: Ruben Lippuner

Vorne angekommen scannten wir die Seeschwalben auf der vorgelagerten Kiesinsel ab und wurden mit einer Trauerseeschwalbe belohnt, als plötzlich Rufe laut wurden: «Ein Steinwälzer! Ein Steinwälzer!» Die nordische Limikole flog über unsere Köpfe und landet in den Steinen vor uns. Alle packten ihre Kameras und knipsen los. Neben den tollen Fotos, die entstanden, war es einfach eine sehr schöne Beobachtung, den Steinwälzer in seiner typischen Umgebung sehen zu können. Kurz darauf flog er weiter und wir machten uns auf den Rückweg.

Der hübsche juvenile Steinwälzer. Perfekt im Flug abgelichtet.
Foto: Levi

Nach einem kurzen Abstecher in die Jugi radelten wir zur Fussacher Bucht. Aus dem Hide konnten wir zwei Uferschnepfen, ein Tüpfelsumpfhuhn und erneut zwei Raubseeschwalben beobachten.

Die Raubseeschwalbe. An den braunen Federabzeichen auf dem Rücken erkennt man, dass es sich um ein Individuum im 1. Kalenderjahr handeln muss.
Foto: Ruben Lippuner

Ein Teil der Gruppe fuhr noch weiter zum Glashaus, während die anderen zurück zur Jugi fuhren, um vor dem Abendessen noch etwas Zeit zu haben. Vor dem Glashaus sahen wir einen Austernfischer und eine Pfuhlschnepfe, die im Schlick nach Nahrung suchten.

Die Natrix am Beobachten in der Nähe vom Glashaus. Foto: Ruben Lippuner

In diesem Jahr war der Wasserstand am Bodensee sehr tief, weshalb grosse Schlickflächen für rastende Limikolen entstanden. Etwas später entdeckte Leon einen Knutt, den wir freudig beobachteten, bis Levi plötzlich merkte, dass er einen anderen Knutt beobachtet hatte als Leon: es waren also sogar zwei Knutts!

Zufrieden machten wir uns auf dem Heimweg. In der Jugi stellten wir unsere Rucksäcke ins Zimmer und dann gingen wir alle zusammen zum Restaurant Käthr. Zum Znacht assen wir köstliche lokale Spezialitäten und konnten den grossartigen Tag Revue passieren lassen. Glücklich und pappsatt (die Riesenportionen der feinen Chässpätzle lagen einigen noch schwer auf dem Magen… ;-)) schliefen wir an diesem Abend ein.

Schöne Abendstimmung bei der Jugendherberge.
Foto: Ruben Lippuner

Zweiter Tag – Sonntag, 16. September 2018

Am nächsten Morgen weckten unsere Wecker uns wieder früh, um die Zeit im Rheindelta voll auskosten zu können. Nach dem Frühstück – wir hatten das Buffet für uns allein – fuhren wir wieder in die Fussacher Bucht. Dort sahen wir einen Purpurreiher, Fasane und durchziehende Wespenbussarde. Die Uferschnepfen waren immer noch da, heute entdeckten wir zusätzlich einen Regenbrachvogel, ein Blaukehlchen und einen Schilfrohrsänger, der sich direkt vor dem Hide präsentierte.

Beim Glashaus konnten nun alle die Pfuhlschnepfe sehen, doch der Austernfischer und der Knutt waren leider nicht mehr da. Ein Teil blieb in der Fussacher Bucht, unter anderem um einen interessanten Regenpfeifer nochmals zu sehen, der auf den Fotos Spannhäute zu haben scheint. Er tauchte jedoch nicht mehr auf und wir kamen zum Schluss, dass es ein Flussregenpfeifer war. Die anderen fuhren wieder bis zur Spitze des linken Damms und dann zur Bregenzerach-Mündung. Sie waren mit 4 Zwergstrandläufern und einem Fischadler erfolgreicher. Dann war es bereits wieder an der Zeit, Abschied von diesem genialen Beobachtungsgebiet zu nehmen. In Bregenz gaben wir unsere Mietvelos ab, die uns das ganze Wochenende hinweg treue Dienste geleistet hatten und zum Schluss gönnten sich die meisten noch ein Glacé.

Innert nur zwei Tagen hatten wir unglaublich viele Arten gesehen und so mancher fragte sich, wann das Rheindelta endlich von der Schweiz annektiert wird.