Klingnauer Stausee im Herbst

Die Exkursion an den Klingnauer Stausee startete mit einer ausserordentlich ausgeschlafenen Gruppe, denn wir trafen uns schön gelassen erst um 09.20 Uhr.

Die 15 Birder*Innen überquerten die Aare und damit befand man sich schon nach wenigen Minuten in einem der attraktivsten Naturschutzgebiete der Schweiz, mitten im Herbstzug. Schon bald machte ein Eisvogel zuerst durch einen Ruf auf sich aufmerksam und schoss dann noch schillernd an uns vorbei. Damit hatten wir das Maskottchen des neu gebauten Naturschutzzentrums von BirdLife Schweiz schon beobachtet. Zusätzlich sass eine Bekassine sehr nahe am Wegrand, bewegte sich nicht und vertraute auf ihre Tarnung, um nicht entdeckt zu werden. Zum Glück hatte sie von uns nichts zu fürchten ausser dem polyrhythmischen Klicken der etlichen Kameras, die hier sofort in Betrieb genommen wurden.
Ein paar Nachzügler erhaschten noch einige Blicke auf eine Zwergdommel, die zuerst tief die Wasseroberfläche überquerte und sich dann akrobatisch weiter ins Schilf bewegte.

Stoische Ruhe der Bekassine (Foto: Marc)

Das Wetter war leicht neblig, die Sonne konnte sich nur gegen Ende des Tages durch die Wolkendichte hindurchkämpfen. Vermutlich trug dies dazu bei, dass die Wespenbussarde und andere auf Thermik angewiesene Greifvögel ausblieben.

Als wir dann den Beobachtungsturm bestiegen, konnte man aus der Vogelperspektive die ganzen Wasservögel betrachten. Neben sechs Entenarten waren natürlich auch die etlichen Rostgänse zu sehen, die beim Beobachten oft etwas polarisierend wirken. Einerseits heben sie sich mit ihrem rostroten Körper, der beim männlichen Prachtkleid durch einen schwarzen Strich vom hellen Kopf abgetrennt ist, von der Masse durch ein aussergewöhnliches Erscheinen ab. Andererseits ist sie keine in der Schweiz heimische Art, die dennoch gut an die Umgebung angepasst ist und mit ihrer Allgegenwärtigkeit an Schweizer Gewässern andere Arten etwas unterdrücken kann (ein sogenannter Neozoe). Hier zeigten sich nebst weiteren Bekassinen auch noch Grosse Brachvögel, die dank ihrer langen Beine trotz des eher hohen Wasserstandes noch herumstocherten.

Beim nächsten Beobachtungspunkt betrachteten wir ein weiteres Mal die Wasservögel und die Bekassinen. Insgesamt zählten wir über zwanzig dieser kleinen Schnepfen. Hier wurde dann auch unser Zmittag verspeist und anschliessend, als gerade eine ornithologische Flaute herrschte, wurden mehrere komplexe Versionen von Fangis gespielt.

Auf unserem weiteren Weg trafen wir auf eines der Highlights der Exkursion, ein Alpenstrandläufer, der einige Meter vor uns am Seeufer landete und emsig nach Nahrung suchte. Als die Kameras und ihre Besitzer angerannt kamen, erschrak er ein wenig und flog etwas von uns weg. Beim zweiten Versuch pirschten sich die Fotografen an und konnten den Alpenstrandläufer dadurch ein paar Mal fotografisch einfangen, bevor er see-einwärts seine Nahrungssuche fortsetzte.

Der Alpenstrandläufer (Foto: Marc)

Unterhalb des Bunkers, der am Klingnauer Stausee liegt und noch vom zweiten Weltkrieg stammt, machte uns ein netter Ornithologe auf eine weitere seltene Art aufmerksam.
Nur im Fernrohr ausmachbar, sass eine junge Zwergmöwe auf dem See. Als die Bestimmungsmerkmale von allen Natrixler*Innen erkannt wurden, begaben wir uns in schnellem Schritttempo seeabwärts, um die Möwe noch näher betrachten zu können.
Dies gelang uns schliesslich auch, sie flog einige Zeit über der Wasseroberfläche hin und her und liess sich sogar von Auge bestimmen.
Natürlich sah man während der gesamten Zeit auch die lokalen Pescetarier, die Kormorane. Diese haben unbekümmert einen Strommasten mitten im See zu ihrem Ruheplatz erkoren und ihn natürlich auch als Leinwand für ihre typischen weissen Pollock-Gemälde verwendet.

Die juvenile Zwergmöwe kann man am schwarzen Flügelmuster erkennen
(Foto: Marc)

Danach führte uns ein kleiner Abstecher an eine Stelle, wo der Auwald auf den Fluss trifft. Neben mehreren interessanten Relikten wie einem goldenen Bilderrahmen, der ins Flussbett gespült wurde, beobachteten wir hier auch noch einen Waldwasserläufer und eine Bergstelze.

Da der Weg in den Giriz-Wald leider abgesperrt war, begaben wir uns schliesslich direkt zum Bahnhof in Koblenz und beendeten die Exkursion etwas früher als vorgesehen. Damit fand die diesjährige Exkursion an den Klingnauer Stausee ihr Ende und alle Jungornitholog*Innen waren schlussendlich pünktlich zum Znacht wieder zu Hause.

Eine Dohle zum Schluss 😀 (Foto: Marc)