Klingnauer Stausee – Natrix Birdrace

Ursprünglich war für die Exkursion vom Samstag, 3. Mai ein BirdRace angesagt. Als dieses aber wegen Teilnahmemangel nicht stattfinden konnte, hat man sich umentschieden: Nun hiess es, ab an den Klingnauer Stausee, um alle zusammen auf möglichst viele Arten zu kommen.

Also traf sich unsere ungewöhnlich kleine Gruppe um 6:20 am Hauptbahnhof. Unsere Verbindung brachte uns um 7:08 nach Döttingen, wo wir ausstiegen und uns auf einen regnerischen Morgen vorbereiteten. Als wir uns auf den Weg über die Brücke und entlang des Pfads machten, fielen vom Himmel bereits die ersten Tropfen.

Noch bevor wir den Turm erreichten, erspähten wir durch die Bäume hindurch schon die ersten Limikolen. Als wir beim Turm angekommen waren, hatte der Regen richtig begonnen, doch niemand schenkte dem so recht Aufmerksamkeit, denn vom Turm aus war viel zu sehen. Neben der Handvoll Entenarten suchten Flussregenpfeifer, Flussuferläufer und ein Kampfläufer nach Nahrung. Immer wieder flatterte eine Trupp Trauerseeschwalben vorbei, ein Eisvogel zeigte sich kurz und eine Zwergdommel sass lange Zeit sichtbar am Schilfrand.


Teils ziemlich durchnässt, aber doch erfreut über diese tollen Beobachtungen, gingen wir einige Zeit später weiter entlang des Ufers. Mit der Zeit liess der Regen nach, die Beobachtungen aber nicht. Draussen im Stausee hielten sich weitere Limikolen auf, darunter entdeckten wir eine Uferschnepfe und einen Sichelstrandläufer. Eine weitere Zwergdommel sahen wir noch fliegen, dazu zwei Wildschweine, die die offene Fläche zwischen zwei Schilfgürteln überquerten, und ein Rotfussfalke, der sich kurz auf einem Strommasten niederliess.


Als wir am anderen Ende des Stausees ankamen und unser Mittagessen herausholten, hatten wir bereits 91 Arten auf der Liste. Die geplante Route würde uns am Nachmittag noch durch den Wald führen, wo wir sicherlich noch auf 100 Arten kommen würden. Dann könnten wir zufrieden wieder früh genug auf dem Zug, um unsere Reservation in einer Pizzeria am HB zu schaffen. Doch da kam es: die Meldung eines super-seltenen Balkansteinschmätzers in Flurlingen, im Norden Zürichs. Nur, wenn wir den suchen gehen würden, würden wir es niemals rechtzeitig in die Pizzeria schaffen…

Die Frage lautete nun also: Pizza oder Balkansteinschmätzer? Für den Ornithologen ist die Antwort selbstverständlich. Nachdem uns Nicolas telefonisch bei der Pizzeria abgemeldet hatte und wir auf dem Rückweg zum Bahnhof einen zweiten, kurzen Stopp beim Turm eingelegt hatten, um die Weissbartseeschwalben zu beobachten, die neu aufgetaucht waren, bestiegen wir einen Zug und kamen eineinhalb Stunden später in Flurlingen an.


Schnell stellte es sich heraus, dass sich die unerwartete Zugreise gelohnt hatte. Wir schlossen uns der Gruppe Ornithologen an, die sich in Flurlingen schon gesammelt hatte, und hatten schnell den Steinschmätzer zum ersten Mal gesehen. Doch nicht nur dieses eine Mal sahen wir ihn, ganz im Gegensatz zeigte sich der seltene Vogel im Verlaufe des Nachmittags immer wieder.


Und als ob der Balkansteinschmätzer noch nicht genug wäre, sahen wir in Flurlingen vom weitem noch einen fliegenden Schwarzstorch und konnten einen Wanderfalken im Sturzflug beobachten!

Irgendwann war es dann leider auch wieder Zeit, um zu gehen, und wir machten uns auf dem Weg zum Bahnhof. Wer jetzt noch daran zweifelte, dass der Tag nicht hätte besser sein können, zweifelte nicht mehr, als man den schönen Regenbogen über dem Bahnhof erblickte.


Zwar wurde die Artenliste schliesslich nicht ganz 100 Arten lang (wir kamen auf 95), doch das war allen angesichts des Tages, den wir gerade hatten erleben dürfen, so ziemlich egal.